“Mehr noch als mit dem Sänger der Titelpartie, steht und fällt jede Aufnahme von Verdis “Nabucco” mit der Interpretin der Abigaille. Nur wenige Sopranistinnen haben sich im Lauf ihrer Karriere an die Partie gewagt, noch weniger haben damit einen anhaltenden Erfolg gehabt. Umso höher ist auf diesem MET-Mitschnitt aus dem Verdi-Jahr 2001 die Leistung von Maria Guleghina zu bewerten. Rein stimmlich bringt sie geradezu ideale Voraussetzungen mit: einen dunkel gefärbten Sopran mit sicherer Tiefe und einer expansiven Höhe, die Fähigkeit zu dramatischer Attacke, aber ebenso ein hohes Maß an Beweglichkeit und Pianokultur. Ohne nennenswerte Anstrengung meistert sie die zahllosen Klippen der Partitur, ja sie kann es sich sogar leisten, die zweite Strophe ihrer Cabaletta noch mit zusätzlichen Verzierungen zu versehen und das Finale 1 mit einem schier umwerfenden hohen D zu krönen. Gestalterisch ist Guleghina als Rachefurie ebenso überzeugend wie in jenen Momenten, in denen Abigaille menschlichere Züge an den Tag legt.”

A. Laska – Das Opernglas